Martina Leisten im Interview mit der Entscheidungsarchitektin Michaela Forthuber.
1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)
Öffentlich über mein Scheitern zu sprechen, darauf hin mein Buch „Voll verkackt!“ geschrieben zu haben und heute anderen Menschen mit meinen persönlichen Erfahrungen und meinem Know-How als zertifizierter Coach helfen zu können. Ich glaube, ich habe den „Wink mit dem Zaunpfahl“, den mir mein Leben geschickt hat, verstanden und das Beste daraus gemacht. So hatte mein persönliches und berufliches Scheitern nach vielen Jahren im Endeffekt auch etwas Gutes. Für mich und für andere.
2. Beantworte bitte spontan die folgenden 6 1/2 Fragen:
1. Welches sind deine 3 wichtigsten Zutaten, um weise und mutige Entscheidungen treffen zu können?
Risikobereitschaft, Selbstvertrauen und Intuition.
2. Welche Entscheidungshindernisse kennst du persönlich?
Entscheidungen zu treffen fällt mir persönlich eher leicht. Aus leidlicher Erfahrung mit meiner Ladenpleite und Insolvenz heraus habe ich jedoch gelernt, dass es manchmal besser ist, nicht allzu schnell Entscheidungen zu treffen und Risiken langfristiger abzuwägen. Sprich, ab und an hindern mich auch „Vernunftbremsen“ daran, allzu schnell Ja zu sagen. Die Redewendung „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ hat für mich demnach eine völlig neue Bedeutung erhalten.
- Was hat aus deiner Sicht der Ratio, die Intuition und die Emotion mit der Entscheidungsfindung zu tun?
Alle drei spielen aus meiner Sicht eine wichtige Rolle im Entscheidungsprozess. Ähnlich dem „inneren Team“ mit verschiedenen Persönlichkeitsanteilen ist es manchmal sicherlich hilfreich, dass sich diese drei Aspekte auch miteinander austauschen. Hierbei kann sich jeder beobachten, welcher Anteil stärker wiegt. Bei mir hatte die Ratio damals sicherlich nicht viel zu sagen im Gegensatz zur Emotion und Intuition. Das hat sich mittlerweile aber zum Glück mehr ausgeglichen. Aber wenn man mich heute fragt, würde ich immer noch von mir behaupten, je nachdem eher aus dem Bauch oder dem Herzen heraus zu entscheiden. Der Kopf darf mitreden – hat aber immer noch nicht das letzte Wort.
- Entscheide dich: Wenn du ein Buch wärst, welcher Titel steht auf deinem Cover? Oh, das fällt es mir ausnahmsweise mal schwer hier eine Entscheidung zu treffen. Insbesondere, da ich ja bereits Autorin zweier Bücher bin und mir die Titelauswahl wiederum sehr leicht fiel. Spontan „aus der Hüfte geschossen“ würde ich sagen „Ich – Einfach unverbesserlich“, was glaube ich ein Pixar-Film ist, den ich nie gesehen habe. Für mich persönlich stünde der Titel dafür, dass ich zu mir, meinen Entscheidungen und allen Facetten meiner Persönlichkeit stehe und manchmal eben auch einfach unverbesserlich bin und auch Fehler mache.
5. Welches war die großartigste Entscheidung von einem anderen Menschen, die du bewunderst oder richtig gefeiert hast?
Dass der Schlagzeuger von Nirvana, Dave Grohl, nach dem Ende der Band nicht nur eine neue eigene Band, nämlich die Foo Fighters, gegründet hat. Sondern dass er vielmehr noch sich selbst als Bandleader in den Mittelpunkt gestellt und verborgene Talente aus sich herausgeholt hat. Ich habe selten erlebt, dass dieses Heraustreten aus dem Schatten eines anderen so gut gelungen ist und zudem auch noch seit Jahren so viele tolle und kreative Ergebnisse für andere Menschen hervorgebracht hat. Für mich ist und bleibt er „my hero“.
6. Was hat Entscheiden für dich mit Verantwortung und Selbstwirksamkeit zu tun?
Ziemlich viel. Aus meiner Erfahrung als Coach weiß ich, dass sich viele Menschen mit Entscheidungen schwer tun, da sie Angst vor den Konsequenzen haben. Sie befürchten, dass ihre Entscheidung nicht richtig sein könnte und sie sie im Nachhinein bereuen. Oftmals lassen sie dafür dann andere über sich entscheiden anstatt das Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Es ist manchmal vielleicht eher die Angst vor der eigenen Courage. Kann ich dazu stehen, wenn ich mich für einen anderen Wohnort entscheide, dass meine Freunde das vielleicht schade finden und mir das ausreden wollen, weil sie mich vermissen? Hierbei geht es weniger um die Verantwortung für das Erleben der anderen als vielmehr um das eigene „Dahinterstehen“ hinter einer getroffenen Entscheidung. Dies wiederum ist eng verknüpft mit dem eigenen Gefühl von Selbstwirksamkeit. Wenn ich die innere Überzeugung habe, herausfordernde Situationen gut meistern zu können, fällt es mir leichter, auch die Verantwortung für die Entscheidung zu übernehmen. Ich stehe dann zu mir und zu dem, was ich entschieden habe, weil ich weiß, dass die Entscheidung (für mich) genau die richtige ist.
1/2 Welche Entscheidung würde den Menschen around the World gut tun?
Die Fähigkeit in sich zu entdecken, leichter und schneller Entscheidungen treffen zu können. Wenn ich aus der Erfahrung als Coach daran denke, wie viele ungenutzte Ideen, Träume und Potentiale in Menschen schlummern, würde ich mir sehnlichst wünschen, dass diese durch getroffene Entscheidungen mehr gelebt würden. Und dadurch den Menschen selbst und anderen zugute kämen. Das hieße sich zu entscheiden, seinen eigenen Beitrag, die Welt ein stückweit besser zu machen, dadurch zu leben, dass man seine ganze Bandbreite an Fähigkeiten und Ressourcen nutzt und auch danach lebt anstatt am Lebensende die Dinge zu bereuen, die man nicht getan hat.